Saarbrücken. Von der Sonne aufgeheizt präsentierte sich am Sonntagnachmittag der Bauch des Theaterschiffs Maria-Helena: Dort hatte mit dem zweisprachigen Kindertheaterstück „Moïra! Marc träumt – Le rêve de Marc“ die erste Produktion des deutsch-französischen Projekts „ArtBrücken“ Premiere. „ArtBrücken“ läuft im Rahmen des europäischen Interreg IVA-Programms und ist eine Kooperation der Forbacher Nationalbühne Le Carreau mit der Saarbrücker Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit als Rechtsträger des Festivals Perspectives. Im Oktober 2011 gegründet, möchte ArtBrücken binnen dreier Jahre ein grenzüberschreitendes Kultur-Netz knüpfen: Das Projekt will Brücken schlagen zwischen Bevölkerung und kulturellen Einrichtungen, die Mobilität von Publikum, Künstlern und Gastspielen fördern und den Austausch Kulturschaffender intensivieren.
Für die erste Produktion, die nun auf Tournee durchs Saarland und Lothringen schippert, hat man sich die Saarbrücker TheaterCompagnie Lion mit ins Boot geholt – oder besser gesagt: deren Chef Frank Lion hat, quasi als „Admiralintendant“, die Kooperationspartner auf sein Boot geholt. Stammt „Moïra!“ doch aus Lions Feder und wird unter seiner Regie von seiner eigenen Truppe gespielt, wobei Lion mit dem französischen Schauspieler und Regisseur Laurent Lévy zusammenarbeitete, der die Dramaturgie übernahm. Die Musik (das erfreulich organisch klingende Playback produzierte Bernhard Wittmann) schrieb der saarländische Sänger, Pianist und Komponist Henrik Geidt.
Das schlichte Ergebnis ist eine angeblich auf einer wahren Begebenheit beruhende, mit Video-Projektionen (Kolin Schult) und Off-Erzähler kommentierte Geschichte über Freundschaft, Zuversicht, Beharrlichkeit, die Macht der Musik und das Überwinden von Sprach-Barrieren: Dem zweisprachig aufwachsenden Marc (Ralf Peter) erscheint nachts im Traum eine fremde Frau (Meike Ruby), die ihn über Gesang eine unbekannte Sprache lehrt. Die Eltern (Gabriele Bernstein, Vincenzo Di Rosa) sind ratlos, in der Schule wird Marc ausgelacht. Er versucht, das Rätsel auf eigene Faust zu lösen, landet bei Ärzten, Forschern und Scharlatanen – und wird Jahre später in der Bretagne fündig, wo sich in der Hafenkneipe seines besten Freundes die Frau aus seinen Träumen als Sängerin einer polynesischen Insel entpuppt.
Lions Anspruch, dass gutes Theater für Kinder immer auch gutes Theater für Erwachsene sein soll, wird diese Inszenierung (leider ohne Altersangabe) freilich kaum gerecht – die in Mehrfachrollen aktiven Schauspieler schlagen sich zwar wacker, müssen aber etliche Klischees bedienen.
von Kerstin Krämer
Saarbrücker Zeitung